21.05.2024

Große Jubilläumsveranstaltung am Woeste-Gymnasium

Auch der BVB-Präsident gratuliert zum „100-Jährigen“

Mit vielen bekannten Gesichtern wurde am Mittwoch das 100-jährige Bestehen des höheren Schulwesens in Hemer gefeiert. Welche Prominenz dabei war.

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BVB-Präsident Dr. Reinhold Lunow (Abitur 1973) gehörte zu den Gratulanten

In der Aula des Woeste-Gymnasiums in Hemer wurde es am Mittwochnachmittag eng. Rund 350 Gäste nahmen am Festakt zum 100-jährigen Bestehen des Höheren Schulwesens in Hemer teil. Auch wenn es mitunter in der Aula sehr warm wurde, und ein Abiturient aus dem Jahr 1973 sagte, dass sich daran auch nach 50 Jahren nichts geändert habe, war es ein würdiger Festakt mit vielen engagierten Akteuren.

Es war ein Programm auf die Beine gestellt worden, das eines verdeutlichte: Die Schule hat eine bewegte Geschichte hinter sich, ist aber mittlerweile so aufgestellt, dass Hemer mit Stolz auf das Gymnasium blickt. „Das Woeste-Gymnasium war, ist und bleibt ein unersetzlicher Baustein unserer starken Hemeraner Schullandschaft“, sagte Bürgermeister Christian Schweitzer, „dank der starken Zusammenarbeit aller Mitglieder der ‚Woeste‘-Familie ist es über Generationen hinweg gelungen, jungen Menschen das Handwerkszeug zu geben, um ihren Platz in unserer demokratischen Gesellschaft zu finden!“

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Bürgermeister Christian Schweitzer

Genau so scheinen das viele andere zu sehen, denn unter den Gästen waren einige frühere Lehrer und sogar Schulleiter. Mit Eckhardt Lüblinghoff und Ulrich Vielhauer waren gleich zwei Vorgänger des aktuellen Schulleiters Professor Jörg Trelenberg dabei. Aber es weilten auch ehemalige Abiturienten wie Professor Karl-Heinz Möller (Abitur 1973), der aktuelle BVB-Präsident Dr. Reinhold Lunow (Abitur 1973) und Otto Freiherr Grote, der im Jahr 1961 sein Abitur in Hemer machte und sogar mit dem Schul-Namensgeber Friedrich Leopold Woeste verwandt ist, unter den Gästen. Alle erinnerten sich gerne an ihre Schulzeit in Hemer. Der BVB-Präsident gab den jungen Menschen in der Aula mit auf den Weg: „Seid bei den Menschen, dann macht ihr euren Weg!“

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Otto Freiherr Grote (Abitur 1961)
Prof. Karl-Heinz Möller (Abitur 1973)

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Die SV befragt Dr. Reinhold Lunow u.a. nach seinen Erfahrungen am Woeste-Gymnasium

Es gab so viele Glückwünsche: Zum einen von der NRW-Schulministerin Dorothee Feller per Videobotschaft. „Ihre Schule beweist, dass sie den vielfältigen Aufgaben der Gesellschaft gewachsen ist“, sagte sie. Gratulationen von der Bezirksregierung Arnsberg überbrachte Guido Schmidt, er bescheinigte unter anderem eine „erfolgreiche Bildungsarbeit“. Birte Anders und Professor Martin Skambraks gratulierten im Namen der Schulpflegschaft und des Fördervereins.

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Dezernent Guido Schmidt der Bezirksregierung Arnsberg
Birte Anders, Christine Flamme und Prof. Martin Skambraks
für die Elternschaft und den Förderverein

Es war aber keineswegs eine trockene Aneinanderreihung von Festvorträgen, sondern wunderbar umrahmt von Aufführungen der Theater-AG, die den Erdkundeunterricht früher und heute auf die Bühne brachte, sowie musikalischen Beiträgen des Bläserensembles „WoestBlech“ und der Big Band und einer Tanzperformance der Stufen 8 und 9.

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Unterricht 1924
Unterricht 2024

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Tanz
Tanz

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Bläser
Jazamwo

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Jazamwo

Blick in die Geschichte

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Schulleiter Professor Jörg Trelenberg schaute beim Festakt zurück: „100 Jahre Schulgeschichte sind eine lange Zeit. Und es ist keine Selbstverständlichkeit, dass eine Schule 100 Jahre alt wird. Auch unsere Schule war mehrere Male ernsthaft gefährdet und musste sich mehrfach neu erfinden, um zu überleben. Und so bedeuten 100 Jahre vor allem auch Veränderung“, sagte er und verdeutlichte, welch unterschiedlichen Einflüssen die Schule ausgesetzt war. So wurde Hemers Höhere Schule am 1. April 1924 gegründet. Die alte Rektoratschule mit dem Standort An der Steinert wurde auf Antrag der Gemeinden Hemer, Westig und Sundwig in eine Realschule i.E. (in der Entwicklung) umgewandelt, was in den Nachbarstädten Iserlohn und Menden nicht gut ankam. „Beide Städte besaßen bereits höhere Schulen und fürchteten entsprechend um ihre Schülerschaft aus Hemer“, so Professor Trelenberg. Man begann mit knapp 300 Schülerinnen und Schülern und einem motivierten Zehn-Männer-Kollegium, aber die Schülerzahlen sanken kontinuierlich. 1931 waren es nur noch 12 Schüler.
Es folgten letztlich abgelehnte Anträge an den Gemeinderat, die Schule aufzulösen. 1945 wurde laut Professor Trelenberg das Gebäude für die Geheime Staatspolizei beschlagnahmt, die in Hemer die letzten Kriegstage verbrachte. Im April rückten die Amerikaner mit Panzern in Hemer ein.
1946 wurde die Schule wiedereröffnet. Dennoch entstanden durch akuten Lehrermangel große Schwierigkeiten. Die Schule erreichte in den Nachkriegsjahren mit über 500 Schülern einen neuen Höchststand. „Dennoch beschloss das Amt Hemer trotz heftiger Elternproteste, die Oberstufe wieder abzubauen. Die hohen Zuschusskosten für die Schule konnten nicht mehr aufgebracht werden“, so Jörg Trelenberg. Erst 1957 wurde die Lage besser, und man beantragte erneut den Ausbau zur Vollanstalt.

Umzug zum jetzigen Standort

1958 zog die Schule in das neue Gebäude an der Albert-Schweitzer-Straße. „Nach Augenzeugenberichten musste jeder Schüler seinen eigenen Stuhl von der Steinert hochtragen“, so Trelenberg und erntete dafür viele Lacher. 1961 legten die ersten Abiturienten der neuen Vollanstalt ihre Reifeprüfung ab, und das Gymnasium erhielt seinen Namen nach dem 1807 in Hemer geborenen Sprachwissenschaftler Johann Friedrich Leopold Woeste. Mit dem Lehrermangel ging wegen der explosionsartig anwachsenden Schülerzahlen in den 70er-Jahren auch ein eklatanter Raummangel einher. In den 80er-Jahren verließen die „Baby-Boomer“ die Schule, und die Schülerzahlen gingen schlagartig wieder zurück.

„Die rückblickend bedeutendste Entscheidung in der jüngeren Schulgeschichte war, den gebundenen gymnasialen Ganztag einzuführen“, sagte Jörg Trelenberg. Es entstanden im Zusammenhang mit dem Ganztag neue attraktive Schwerpunkte: Das Konzept der Musikklassen, der Ausbau des MINT-Schwerpunktes, später folgte der Sport-Schwerpunkt. Die Stadt Hemer schaffte die baulichen Voraussetzungen mit neuer Mensa, dem Selbstlernzentrum, der Renovierung der Naturwissenschaften und den neuen Außensportanlagen.

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Text Carmen Ahlers / IKZ v. 16.05.2024
Fotos: Dennis Echtermann





Letzte Änderung: 22.05.2024