04.12.2023

Philosophiekurs der Q2 besucht das Land- und Amtsgericht in Hagen

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Am Dienstag, den 21. November 2023, besuchten wir, der Philosophie Grundkurs der Q2 von Frau Rüßing, das Land- und Amtsgericht in Hagen, um uns im Rahmen unseres Unterrichtsthemas „Gerechtigkeit“ eine Gerichtssitzung anzuschauen.

Es ging los um 7:50 Uhr vor der Schule, als wir von einem Bus abgeholt und nach Hagen bis zum Landgericht gefahren wurden. Nach der Sicherheitskontrolle am Eingang hatten wir dort noch etwas Zeit, uns Teile des Gebäudes anzuschauen, bis es dann um 9:30 Uhr losging. Die Anwesenheit der Öffentlichkeit bei Gerichtssitzungen ist erlaubt und erwünscht, wenn es sich um öffentliche Sitzungen handelt, weswegen man (meist mit vorheriger Anmeldung) auch als Außenstehender daran teilnehmen kann.

 Im Sitzungssaal setzten wir uns auf die Publikumsplätze und warteten, bis die Sitzung offiziell eröffnet wurde. Bei der Sitzung handelte es sich um den Fortsetzungstermin eines Verfahrens, bei dem ein Tschetschene mittleren Alters bei einer Schlägerei den Ex-Mann seiner Freundin schwer verletzt hatte (Frakturen, offene Wunden etc.). Der Kläger selbst war nicht anwesend. Leider sind jedoch alle Zeugen nicht zur Sitzung erschienen, weswegen die Sitzung auf den Mittag verlegt wurde. Die Richterin hat sich jedoch nach der kurzen Sitzung Zeit genommen, uns über den Inhalt des Verfahrens aufzuklären und Fragen von uns zu beantworten. Dankenswerterweise empfahl sie uns noch eine weitere öffentliche Sitzung in einer Strafsache beim Amtsgericht, die um 11 Uhr begann. So hatten wir bis zum Sitzungsbeginn noch ca. 30 Minuten Zeit, in der Kantine im obersten Geschoss etwas zu trinken und einen Blick über die Innenstadt Hagens zu werfen.

In der zweiten Sitzung beim Amtsgericht befanden sich drei Angeklagte auf der Täterseite mit ihren Rechtsanwälten, ein Staatsanwalt auf der Klägerseite und eine Richterin. Hierbei handelte es sich um einen Fall von schwerer Körperverletzung, bei dem drei betrunkene Freunde auf dem Weihnachtsmarkt zwei Männer geschlagen hatten. Nach einer Belehrung der Zeugen und einer Befragung der Angeklagten durch die Richterin stellten sich alle drei Angeklagten ihren Taten und erwähnten, dass sie sich auch bei den Opfern, die als Zeugen anwesend waren, bereits entschuldigt hatten. Nach zwei Unterbrechungen der Sitzung wurde das Urteil von der Richterin gefällt und alle drei Angeklagten erhielten eine Geldstrafe und eine Freiheitsstrafe von sechs Monaten, welche auf zwei Jahre Bewährung ausgesetzt wurde. Unserer Meinung nach war das Urteil grundsätzlich gerechtfertigt und wird dazu führen, dass die Angeklagten eine solche Straftat nicht erneut begehen werden. Bei aller Legalität des Urteils hätten wir es jedoch gerechter gefunden, wenn jeder Angeklagte – unabhängig vom Einkommen des Einzelnen - dieselbe Geldstrafe bekommen hätte, denn alle drei Angeklagten hatten die gleiche Straftat begangen.

Nach dem Ende der Sitzung begaben wir uns zu Fuß in die Innenstadt von Hagen, wo wir in Gruppen von mindestens drei Personen Zeit zur freien Verfügung hatten. Pünktlich um 14 Uhr wurden wir dann vom Bus am Theater in Hagen abgeholt, der uns zurück zur Schule brachte.
Unser Kurs war beeindruckt von der Ernsthaftigkeit der Gerichtssitzungen. Die präzise Argumentation der Anwälte und deren klare Aussagen haben uns einen Einblick in den rechtlichen Prozess gewährt. Zudem faszinierte uns die Rolle der Richterin, die mit Autorität und Sachkenntnis die Verhandlung leitete. Die lebendige Darstellung des Rechtssystems hat unser Verständnis für die Bedeutung von Gerechtigkeit vertieft.

Im Übrigen haben wir in der ersten Sitzung, auch wenn diese vorzeitig abgebrochen werden musste, etwas über die Gründe erfahren, warum Zeugen den Sitzungen fernbleiben. In dieser Sitzung wurde deutlich, dass z. B. ein Zeuge vom Angeklagten nach der Sitzung am Vortag beeinflusst worden war, in seinem Sinne auszusagen, und dass er sich offenbar vom Angeklagten bedroht fühlte. Vermutlich ist dieser Zeuge aus Angst vor dem Angeklagten nicht zu der Folgesitzung erschienen.

Text: Mika Brands, Jawad Abdel-Rahim
 Foto: privat



Letzte Änderung: 04.12.2023