Schulprogramm Philosophie Praktische Philosophie in der SI
Schulinterner Lehrplan für das Fach Philosophie - Praktische Philosophie in der Sekundarstufe I

Zum Profil des Faches Praktische Philosophie

Das Fach „Praktische Philosophie“ wendet sich an Schüler der Jahrgangsstufe 5 bis 10, die nicht an einem konfessionellen Religionsunterricht teilnehmen. Es ist als religions- und weltanschauungsneutrales Unterrichtsangebot konzipert, in dem Sinn- und Wertefragen systematisch zusammenhängend behandelt werden.

Inhalte des Faches

Nach Immanuel Kant, einem bedeutenden Philosoph (1724-1804), gibt es drei Grundfragen der Philosophie, die in eine wesentliche vierte münden:
  • Was kann ich wissen?
  • Was soll ich tun?
  • Was darf ich hoffen?
  • Was ist der Mensch?
Die „Praktische Philosophie“ befasst sich - als ethische Disziplin - in erster Linie mit der Frage: „Was soll ich tun“. Diese Frage umfasst sieben Themenkreise:
  • Die Frage nach dem Selbst
  • Die Frage nach dem Anderen
  • Die Frage nach dem guten Handeln
  • Die Frage nach Recht, Staat und Wirtschaft
  • Die Frage nach Natur und Technik
  • Die Frage nach Wahrheit, Wirklichkeit und Medien und
  • Die Frage nach Ursprung, Zukunft und Sinn.
Bei der unterrichtlichen Gestaltung dieser Themenkreise sollen - mit der Zielperspektive einer sittlich-moralischen Orientierung - drei wesentliche Perspektiven miteinander verknüpft werden:
  1. Die personale Perspektive
  2. Die gesellschaftliche Perspektive
  3. Die ideengeschichtliche Perspektive

Kompetenzerwartungen und zentrale Inhalte in den Jahrgangsstufen 5/6

Personale Kompetenz
Die Schülerinnen und Schüler
  • beschreiben die eigenen Stärken
  • geben ihre Gefühle wieder und stellen sie in geeigneten Situationen dar
  • ordnen Handlungen als „vernünftig“ und „unvernünftig“ ein und begründen ihre Einordnung
  • stellen eigene Ansichten in Gesprächen miteinander nachvollziehbar dar
  • erläutern ihr Handeln anderen gegenüber und erörtern Alternativen
  • stellen ihre Rolle in sozialen Kontexten dar
  • reflektieren ihre Verantwortung im täglichen Leben
  • untersuchen Beispiele für sinnerfülltes Leben aus dem eigenen Umfeld.

Soziale Kompetenz

Die Schülerinnen und Schüler
  • erfassen und beschreiben die Gefühle, Wünsche und Meinungen von Personen ihres Lebens- und Arbeitsraumes
  • hören aktiv anderen im Gespräch zu und fassen die Gedanken von anderen zusammen
  • unterscheiden verschiedene Perspektiven in fiktiven Situationen und stellen diese dar
  • erörtern unterschiedliche Lebenseinstellungen und beurteilen sie
  • erfassen die Vorteile von Kooperation in ihrem Lebensraum
  • unterscheiden zwischen Urteilen und Vorurteilen
  • unterscheiden sachliche und emotionale Beweggründe
  • üben Wege gewaltfreier Konfliktlösung ein
  • erkennen Verantwortlichkeiten für Mitmenschen und reflektieren diese.

Sachkompetenz
Die Schülerinnen und Schüler
  • erfassen soziale Phänomene in ihrer Bedeutung für ihr Leben
  • beschreiben und bewerten den eigenen Umgang mit Medien
  • formulieren Grundfragen der menschlichen Existenz, des Handelns in der Welt und des Umgangs mit der Natur als ihre eigenen Fragen und    identifizieren sie als philosophische Fragen
  • beschreiben Verhalten und Handlungen und erfassen den Handlungen zugrundeliegende Werte
  • beschreiben und deuten ihre Sinneswahrnehmungen
  • beschreiben unterschiedliche religiöse Rituale und respektieren sie
  • identifizieren und beschreiben kulturelle Vielfalt.

Methodenkompetenz
Die Schülerinnen und Schüler
  • erfassen ihre Umwelt und beschreiben ihre Beobachtungen
  • erschließen einfache philosophische sowie literarische Texte (z. B. Märchen, Mythen,Fabeln) in ihrer ethisch-philosophischen Dimension
  • untersuchen Wort- und Begriffsfelder,
  • begründen Meinungen und Urteile
  • üben kontrafaktisches Denken ein
  • bearbeiten einfache Konfliktsituationen
  • hören in Gesprächen einander zu und gehen aufeinander ein
  • schreiben selbst einfache Texte mit philosophischem Gehalt

Kompetenzerwartungen und zentrale Inhalte in den Jahrgangsstufen 7/8

Personale Kompetenz
Die Schülerinnen und Schüler
  • untersuchen und reflektieren den Wert der eigenen Persönlichkeit in Beziehung zu anderen
  • setzen sich in Rollenspielen und Texten mit der Wertigkeit von Gefühlen auseinander
  • erproben in fiktiven Situationen vernunftgemäße Aktionen und Reaktionen
  • beschreiben Geschehnisse sowie Verhaltensweisen differenziert und beurteilen sie
  • erörtern Beispiele autonomen Handelns in Problemsituationen und treffen eine begründete Ent-scheidung
  • stellen verschiedene soziale Rollen dar und reflektieren diese
  • untersuchen Konsequenzen von Handlungen für sich selbst
  • erörtern Beispiele sinnerfüllten Lebens unter schwierigen äußeren Bedingungen.

Soziale Kompetenz

Die Schülerinnen und Schüler
  • erfassen und reflektieren den Wert der Meinung anderer
  • nehmen Gefühle und Stimmungen anderer wahr und benennen sie
  • lassen sich auf andere ein und nehmen die Perspektive anderer ein
  • prüfen individuelle Werthaltungen und Lebensorientierungen, respektieren und tolerieren sie
  • planen gemeinsam Projekte, führen sie durch und erörtern Vor- und Nachteile von Projekten als Arbeitsform
  • erarbeiten sachbezogene Kompromisse
  • entwickeln ein konstruktives Konfliktverhältnis und Kompromissbereitschaft und setzen diese bei der Lösung von Konflikten ein
  • lernen Bereiche sozialer Verantwortung kennen und erproben gemeinsam mit anderen Möglich-keiten der Übernahme eigener Verantwortung.

Sachkompetenz
Die Schülerinnen und Schüler
  • erkennen Abhängigkeiten persönlicher Lebenslagen von gesellschaftlichen Problemen und erörtern gemeinsam Lösungsmöglichkeiten
  • entwickeln Übersicht über unsere Medienwelt und gehen kritisch mit neuen Medien um
  • diskutieren kulturvergleichend Grundfragen menschlicher Existenz und des Umgangs mit der Natur
  • vergleichen Werthaltungen kritisch und begründen ihre eigene Position
  • erkennen die Abhängigkeit der Wahrnehmung von Voraussetzungen und Perspektiven
  • nennen Unterscheidungsmerkmale verschiedener Weltreligionen und erkennen sie als kulturelle Phänomene
  • beschreiben Beispiele interkulturellen Zusammenlebens und erörtern mögliche damit zusam-menhängende Probleme.

Methodenkompetenz
Die Schülerinnen und Schüler
  • beschreiben differenziert ihre Selbstwahrnehmung und Selbstbeobachtung
  • erschließen Darstellungen audiovisueller Medien auf ihren ethischen und übrigen philosophischen Gehalt
  • bilden Ober- und Unterbegriffe und stellen begriffliche Zusammenhänge her
  • formulieren Thesen und stützen sie durch Argumente
  • führen einfache Gedankenexperimente durch
  • setzen sich mit Wertkonflikten auseinander und suchen in Darstellungen von Wertkonflikten nach Lösungsmöglichkeiten
  • führen eine Diskussion über ein philosophisches Thema
  • verfassen schriftlich eine Argumentation zu einem philosophischen Thema.

Kompetenzerwartungen und zentrale Inhalte in den Jahrgangsstufen 9/10

Am Ende der Sekundarstufe I sollen die Schülerinnen und Schüler über folgende Kompetenzen verfügen:

Personale Kompetenz
Die Schülerinnen und Schüler
  • entwickeln ein Bewusstsein der eigenen Fähigkeiten und Anlagen und bringen dies in symbolischer Darstellung zum Ausdruck
  • artikulieren die Bewertung von Gefühlen als gesellschaftlich mitbedingt und erörtern Alternativen
  • entwickeln bei starken Gefühlen einen rationalen Standpunkt und treffen eine verantwortete Ent-scheidung
  • bewerten komplexe Sachverhalte und Fallbeispiele und diskutieren diese angemessen
  • diskutieren Beispiele von Zivilcourage hinsichtlich ihrer Motive
  • reflektieren und antizipieren verschiedene soziale Rollen und stellen sie authentisch dar
  • treffen begründet Entscheidungen im Spannungsfeld von Freiheit und Verantwortung
  • erörtern Antworten der Religionen und der Philosophie auf die Frage nach einem sinnerfüllten Leben und finden begründet eigene Antworten.

Soziale Kompetenz
Die Schülerinnen und Schüler
  • formulieren Anerkennung und Achtung des Anderen als notwendige Grundlage einer pluralen Ge-sellschaft und wenden diese Erkenntnis bei Begegnungen mit anderen an
  • denken sich an die Stelle von Menschen unterschiedlicher Kulturen und argumentieren
  • aus dieser fremden Perspektive
  • reflektieren und vergleichen Werthaltungen verschiedener Weltanschauungen und gehen tolerant damit um
  • erkennen Kooperation als ein Prinzip der Arbeits- und Wirtschaftswelt
  • lassen sich auf mögliche Beweggründe und Ziele anderer ein und entwickeln im täglichen Umgang miteinander eine kritische Akzeptanz
  • argumentieren in Streitgesprächen vernunftgeleitet
  • reflektieren verantwortliches Handeln in der Gesellschaft und erörtern die dahinter stehenden Werte.

Sachkompetenz

Die Schülerinnen und Schüler
  • erfassen gesellschaftliche Probleme in ihren Ursachen und ihrer geschichtlichen Entwicklung, diskutieren diese unter moralischen und politischen Aspekten und formulieren mögliche Antworten
  • reflektieren die Bedeutung der Medien und medialen Kulturtechniken und gestalten bewusst das eigene Medienverhalten
  • entwickeln verschiedene Menschen- und Weltbilder sowie Vorstellungen von Natur und vergleichen sie
  • erfassen ethische und politische Grundbegriffe und wenden diese kontextbezogen an
  • begründen kriteriengeleitet Werthaltungen
  • beschreiben differenziert Wahrnehmungs- und Erkenntnisprozesse und ordnen sie entsprechenden Modellen zu
  • reflektieren philosophische Aspekte von Weltreligionen
  • nehmen gesellschaftliche Entwicklungen und Probleme in ihrer interkulturellen Prägung wahr, bewerten sie moralisch-politisch und entwickeln Toleranz gegenüber anderen Sichtweisen.

Methodenkompetenz
Die Schülerinnen und Schüler
  • beschreiben Komplexität und Perspektivität von Wahrnehmung
  • erarbeiten philosophische Texte und Gedanken
  • erwerben ein angemessenes Verständnis von Fachbegriffen und verwenden diese sachgerecht
  • erkennen Widersprüche in Argumentationen und ermitteln Voraussetzungen und Konsequenzen dieser Widersprüche
  • führen Gedankenexperimente zur Lösung philosophischer Probleme durch
  • analysieren in moralischen Dilemmata konfligierende Werte und beurteilen sie
  • führen Gespräche im Sinne eines sokratischen Philosophierens
  • legen philosophische Gedanken in schriftlicher Form dar.



Autorisation: Fachkonferenz Philosophie
Letzte Änderung: 21.02.2020