24.11.2025

Rückkehr in die Goldenen Zwanziger
Ehemalige und Aktive des Gymnasiums brachten das Theaterstück „Nochmal wie dazumal?“ auf die Bühne
(IKZ-Artikel vom 24.11.2025)



Hemer. Eine Rückkehr in die Goldenen Zwanziger: Am Wochenende führten ehemalige und aktive Lehrkräfte gemeinsam mit Schülerinnen und Schülern des Woeste-Gymnasiums unter der Leitung von Gregor Schmitz mit „Nochmal wie dazumal?“ ein ganz besonderes Theaterstück auf der Bühne des Jugend- und Kulturzentrums (JuK) in Hemer auf. Das Drama gewährte einen Einblick in die Intellektuellenszene des Berlins der 1920er Jahre und überraschte mit zahlreichen kreativen Ideen.

Zwischen Theater, Poetry Slam und Kabarett

Das „Romanische Café“ stellte im Berlin der Goldenen Zwanziger einen zentralen Treffpunkt für deutsche Kunst- und Kulturschaffende dar. In „Nochmal wie dazumal?“ treffen dort mit Erich Kästner (verkörpert von Joe Dombrink), Bertolt Brecht (Arne Hennemann), Elke Lasker-Schüler (Ulrike Miehlbradt), Ernst Aufricht (Henning Pewny), Mascha Kaléko (Karin Pielhau), Joachim Ringelnatz (Gottfried Pielhau), Claire Waldoff (Maria Schlager-Fritsch) und Kurt Tucholsky (Peter Schneider) einige Ikonen der deutschen Literaturgeschichte zusammen, um zu schreiben, sich zu unterhalten, zu streiten, und, um ihre Gedichte und Lieder vorzutragen und zu singen. Begleitet wird ihre Zusammenkunft mit Bemerkungen und Geschichten von Dr. Doter „Anekdoterich“, gespielt von Regisseur und Ideengeber Gregor Schmitz.

Die Aufführung ließ die Grenzen zwischen Theater, Poetry Slam und Kabarett verschwimmen: Die Schauspielerinnen und Schauspieler saßen an ihren Tischen im „Romanischen Café“ nicht auf, sondern vor der Bühne, die sie abwechselnd betraten, um Gedichte ihrer Figuren oder auch Songs aus Brechts berühmter „Dreigroschenoper“ zu singen, ob alleine oder im Duett. Begleitet wurden sie dabei von Videoeinspielungen, die Filmaufnahmen aus den 1920ern zeigten, sowie von einer Band bestehend aus Johannes Alberts (Piano, Akkordeon, Kontrabass), Lisann Jörgens (Piano), Zoe Demiet (Trompete), Sophia Grebe (Altsaxofon), Lilli Kube (Tenorsaxofon) und Anouk Jaulneau (Schlagzeug). Für die Arrangements der unter anderem von Kurt Weill komponierten Musik hatte Jörg Segtrop gesorgt.

Publikum mittendrin statt nur dabei

Besonders gelungen war die Einbindung des Publikums in das Geschehen: Die vorderersten Zuschauerplätze waren Cafétische, bewirtet von der Jahrgangsstufe 11 des Gymnasiums und von denen der Figuren des Stückes nicht zu unterscheiden; die Zuschauerinnen und Zuschauer saßen also beinahe selbst im „Romanischen Café“. Bereits vor Beginn der Darbietung betraten die Darstellenden in ihren Rollen den Saal und nahmen Platz. Das Publikum wurde während der Lieder zum Mitsingen und -klatschen animiert, und gerade die humorvollen Gedichte Joachim Ringelnatz‘ sorgten für viel Gelächter.

Dennoch sprach „Nochmal wie dazumal?“ auch ernste Themen an: Gegen Ende der Darbietung betraten die Schauspielerinnen und Schauspieler nacheinander die Bühne, um durch das Ablegen ihrer Requisiten bewusst aus der Rolle zu fallen und von den Schicksalen ihrer Figuren zu berichten, die alle unter der Herrschaft der Nationalsozialisten leiden mussten und in Berufsverbot und Exil getrieben wurden, was viele nicht überleben sollten. Unter diesem Gesichtspunkt spielte Ringelnatz-Darsteller Gottfried Pielhau auf die Aktualität des Theaterstückes an: „Gerade angesichts der aktuellen Geschehnisse und Situationen wollen wir fragen: Wollen wir es wirklich nochmal wie dazumal?“

Die Aufführung erfreute sich beim Publikum großer Beliebtheit. Nachdem die Freitagsvorstellung bereits ausverkauft gewesen war, ehrten die Zuschauerinnen und Zuschauer auch am Samstag das Ensemble mit stehenden Ovationen.


letzte Änderung: 24.11.2025