14.11.2025

"Entspannter Lernen zu Hause"
Elternvortrag am 06.11.2025

Knapp 100 Eltern fanden sich am 6. November 2025 in der Kleinen Aula des Gymnasiums zu einem Vortragsabend ein. Referent war der Erziehungs- und Kommunikationswissenschaftler Sebastian Durst von der Akademie für Lernpädagogik, der mit viel Humor, Praxisnähe und wissenschaftlichem Hintergrund durch den Abend führte.



Schon zu Beginn seines Vortrags machte Durst deutlich, worin ein zentrales Problem liege: "Im Laufe der Schulzeit verlieren viele Kinder leider die Lust am Lernen – dabei kann Lernen tolle Erfolgserlebnisse vermitteln und sogar glücklich machen.“ Er betonte, dass es keine Patentlösung für erfolgreiches Lernen gebe: Jedes Kind habe seine eigene Art zu lernen – doch mit der richtigen Unterstützung könne jedes Kind erfolgreich sein.

Eltern spielten eine entscheidende Rolle: Sie seien Vorbilder in Sachen Bildung, da Kinder die Einstellung ihrer Eltern zum Lernen in aller Regel übernähmen. Besonders bei jüngeren Schülerinnen und Schülern sei es wichtig, dass Eltern die passenden Rahmenbedingungen schafften, um Lernfreude zu erhalten oder wiederzuerlangen.

Im weiteren Verlauf des Vortrags stellte Durst vier zentrale Faktoren vor, die maßgeblichen Einfluss auf das Lernen hätten: Lerntechniken, Konzentration, Motivation und Lernorganisation.

1. Lerntechniken

Struktur sei der Schlüssel zum Erfolg. Wer seinen Lernstoff sinnvoll gliedere und die richtigen Methoden nutze, könne ihn leichter behalten. Als Grundlage für „gehirngerechtes Lernen“ nannte Durst sogenannte Masterfähigkeiten wie Strukturieren, Visualisieren, Reduzieren, Spannung erzeugen und Verknüpfen.

Darüber hinaus stellte er eine Vielzahl an Lerntechniken vor – von der Loci-Methode über Mindmaps, Schlüsselwortmethoden und Karteikartensysteme bis hin zu kreativen Ansätzen wie der „High-Five-Methode“ oder Lernspielen. „Die Magie der Lerntechniken liegt darin, mit wenig Aufwand viel zu erreichen“, so Durst. Kinder, die aktiv Lernstrategien nutzten, seien nicht nur erfolgreicher, sondern auch motivierter – weil Lernerfolge zusätzlich als Verstärker wirkten.

2. Konzentration

Auch Konzentration sei trainierbar – aber nur mit Pausen. „Kein Kind kann sich 45 Minuten am Stück konzentrieren“, erklärte Durst. Als Faustregel für Kinder gelte: Lebensalter × 2 Minuten. Nach einer intensiven Konzentrationsphase helfe eine Minipause von 1–4 Minuten, um Fehler zu vermeiden und die Leistungsfähigkeit zu erhalten. Selbst bei Klassenarbeiten seien kurze mentale Pausen sinnvoll – wer sie bewusst einlege, schreibe messbar bessere Ergebnisse.

3. Motivation

Durst unterschied zwischen extrinsischer (äußerer) und intrinsischer (innerer) Motivation – letztere sei für die Nachhaltigkeit des Lernens entscheidend. Druck helfe allenfalls kurzfristig, viel wirksamer seien positive Rückmeldungen. Eltern sollten nicht nur Noten loben, sondern insbesondere Anstrengung und Fortschritt würdigen. „Kinder brauchen die Aufmerksamkeit der Eltern für das, was sie erreicht haben – nicht die Fixierung auf Fehler“, betonte der Referent. Ein positiver Fokus stärke Selbstvertrauen und Lernfreude.

4. Lernorganisation

Ein aufgeräumter Arbeitsplatz, eine störungsfreie Umgebung und vor allem: kein Handy auf dem Schreibtisch – das seien grundlegende Voraussetzungen für konzentriertes Arbeiten. Hilfreich sei es zudem, mit Kindern kleine Routinen einzuüben, etwa durch einen inneren Monolog vor dem Lernbeginn:

  • Was will ich tun?´
  • Was brauche ich dafür?
  • Was ist mein Ziel?
  • Wie gehe ich vor?
  • Wie sieht es aus, wenn ich fertig bin?

Diese bewusste Selbststeuerung helfe, Struktur und Motivation zu verbinden.

Fazit: Der rund 90-minütige Vortrag bot eine gelungene Mischung aus wissenschaftlichen Erkenntnissen, humorvollen Beispielen und vielen Anregungen für den Familienalltag. Zahlreiche Eltern äußerten im Anschluss den Wunsch, ähnliche Veranstaltungen künftig zu wiederholen.


Text: Andrea Heuer-Zachau / Jörg Trelenberg


letzte Änderung: 14.11.2025