Friedrich-Leopold-Woeste-Gymnasium
Gymnasium der Stadt Hemer
20.06.2025


Altbundespräsident Christian Wulff beeindruckt am Gymnasium


IKZ-Artikel vom 20.06.2025
von Carmen Ahlers


Bundespräsident a.D. Christian Wulff hat sich im Beisein des Bundestagsabgeordneten Paul Ziemiak (li.), Bürgermeister Christian Schweitzer und Schulleiter Prof. Jörg Trelenberg im Woeste-Gymnasium in das Goldene Buch der Stadt Hemer eingetragen.

Hemer. Eine gewisse Aufregung war im Woeste-Gymnasium in Hemer spürbar: Polizeiwagen waren an verschiedenen Stellen im Hemeraner Stadtgebiet postiert, und am Morgen hatte bereits das Bundeskriminalamt im Gymnasium „nach dem Rechten“ gesehen und das „Okay“ für den Besuch des früheren Bundespräsidenten Christian Wulff gegeben. Als der Wagen mit dem hochrangigen Politiker dann vor der Mensa vorfuhr, hatten die Schülerinnen und Schüler der Stufen 10 und 11 längst Platz genommen. Im Publikum warteten auch Lehrerinnen und Lehrer anderer Hemeraner Schulen auf den hohen Besuch.

Bürgermeister Christian Schweitzer, Schulleiter Professor Dr. Jörg Trelenberg und Martin Gropengießer als Politiklehrer nahmen Christian
Wulff und den Bundestagsabgeordneten Paul Ziemiak in Empfang, und nach einem netten Smalltalk ging es dorthin, wohin es den früheren
Bundespräsidenten auch zog: Zu den Schülerinnen und Schülern, die gespannt auf den Besuch des 65-Jährigen gewartet haben. Besonders bei Marlene Jäker und Martin Bauer aus der Klasse 10b und Samuel Obst aus der Stufe 11 dürfte die Nervosität groß gewesen sein, denn sie stellten stellvertretend für ihre Mitschüler und Mitschülerinnen die Fragen, die alle zusammen im Unterricht vorbereitet hatten.


Im Unterricht hatten die Schülerinnen und Schüler Fragen entwickelt, die sie Christian Wulff stellten.

„Es ist uns eine Ehre, heute den ehemaligen Bundespräsidenten Christian Wulff zu Gast zu haben – zu einem wichtigen Thema, mit dem wir uns heute beschäftigen möchten: Aktuelle Herausforderungen der Demokratie. Zweifellos ein Thema, was uns alle und jeden Einzelnen angeht“, sagte Prof. Jörg Trelenberg. „Sie betonen, dass Demokratie keine Selbstverständlichkeit ist. Von Ihnen stammt der Satz: Demokratie klingelt nicht, wenn sie geht. Auf einmal kann sie weg sein. Ein Satz, der nachdenklich macht.“

Dass ein Land, in dem Demokratie gelebt wird, für Wulff sehr wichtig ist, betonte er im Laufe der Veranstaltung immer wieder. „Mit heute 65 Jahren habe ich nur Gutes erlebt. Aufschwung, Freiheit, Rechtsstaatlichkeit, Demokratie, Sozialstaat, europäische Zusammenarbeit. Der Höhepunkt meines Lebens ist die deutsche, die europäische Einheit und ununterbrochen innerer und äußerer Frieden. Das hat es inzwischen 80 Jahre lang noch nie auf deutschem Boden gegeben, und das sollte uns klarmachen, dass es keineswegs selbstverständlich ist“, sagte der Bundespräsident a.D.

Er sei sehr dankbar und der Meinung, dass man dafür Sorge tragen müsse, dass die junge Generation ein Leben möglichst unter den Bedingungen leben könne, wie es beim ihm der Fall gewesen sei und nicht unter den Bedingungen, wie seine Eltern und Großeltern es erlebt hätten. „Je länger ich Politik mache, desto mehr mache ich mir Sorgen, dass Menschen nicht genug lernen aus der Geschichte, sondern immer wieder zurückfallen in bestimmte Verhaltensweisen, die dann irgendwann wieder zu Kriegen oder zu Auseinandersetzungen führen“, sagte er. Er glaubt, dass die Entwicklung des Friedens und der Demokratie in der Europäischen Union in Gefahr sei. Er appellierte an die Jugendlichen, sich für Deutschland einzusetzen, sich einzubringen und zu engagieren. „Sie werden immer wieder feststellen, dass
die Menschen darüber entscheiden, welche Entwicklung das Land nimmt.“

Christian Wulff ist mit Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius zur Schule gegangen und noch heute mit ihm befreundet, er hat im Jahr 2011 Margot Friedländer das Bundesverdienstkreuz verliehen. Er sieht das Internet als eine Möglichkeit zur Information, warnt aber gleichzeitig vor Fehlinformation. „ChatGPT denkt, ich habe nur eine Tochter. Aber ich habe auch einen Sohn.“ Und die Frage, wie oft er nun eigentlich verheiratet gewesen ist, könne das Internet auch nicht richtig beantworten. Generell sei es aber wichtig, sich eine Meinung bilden und den Mut zu haben, diese Meinung auch zu vertreten, betonte er.


Das Woeste-Ensemble "WoestBlech" umrahmte die Veranstaltung musikalisch.

Es waren kleine Gesten, die ihn in Hemer sehr sympathisch machten: Mehrmals kann er über sich selbst lachen, zum anderen schenkte er
Marlene, Martin und Samuel erstmal ein Glas Wasser ein, als sie zusammen vor dem Publikum standen, vielleicht auch, um ihnen die Aufregung zu nehmen. Das Schülertrio meisterte seinen Job jedenfalls super und thematisierte unter anderem den Vertrauensverlust in die demokratische Institution, sprach das Mindestalter eines Bundespräsidenten an, das bei 40 Jahren liegt. „Dieses Mindestalter muss sein, der Druck auf das Amt ist extrem, und es fordert zudem eine gewisse Erfahrung“, erläuterte Wulff.

Auf die Frage, wie er damals mit dem Druck in der Öffentlichkeit umgegangen sei, gab er zu: „Das war die schwerste Zeit meines Lebens!“ Den Schülerinnen und Schülern gab er mit, dass man sich nie zum Opfer machen, sondern immer die handelnde Person bleiben solle. Bei der Frage, ob es mal ein Gesetz gegeben habe, das er nicht unterschreiben wollte, zeigte er Humor: „Meine Amtszeit war zu kurz.“

Bürgermeister Christian Schweitzer begleitete Christian Wulff, der am Donnerstag 66 Jahre alt wird, zum Eintrag ins Goldene Buch der Stadt
Hemer. Wulff staunte, dass sich auch schon Prinz Charles darin verewigt hatte und setzte gerne seine Unterschrift darein. Auch Angela Merkel hat Hemer schon besucht, aber nicht in ihrer Funktion als Bundeskanzlerin.





Anfahrt und Begrüßung


"Dorische Intrade" (WoestBlech)


Begrüßung durch den Schulleiter



Grußwort durch MdB Paul Ziemiak


Referat des Bundespräsidenten: "Aktuelle Herausforderungen der Demokratie"



Einleitung durch Martin Gropengießer und anschließende Schülerfragen



Eine interessante, spannende und amüsante Diskussion



Rede des BM Christian Schweitzer und Eintrag in das Goldene Buch der Stadt Hemer




Geschenkübergabe, Ausklang durch Woestblech ... und viele Gruppenfotos zur Erinnerung


Eine fröhliche und lehrreiche, rundum gelungene Veranstaltung!

Orginalversion des IKZ-Artikels (pdf)
Collagen-Bilder: Felix Tinnefeld u.a.

Letzte Änderung: 20.06.2025
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